Hübsche Lage, grünes Grundstück, hässlicher Anblick: Wo der Putz blättert oder das Dach stark verwittert ist, wenden sich viele Immobilienkäufer schnell wieder ab. Ob Top oder Flop – meist zählt der erste optische Eindruck: „Wer ein älteres Haus mittelfristig sicher, schnell und gut verkaufen möchte, sollte vorher über eine Sanierung nachdenken,“ rät der Immobilien- und Baufinanzierungsspezialist Björn Krämer. In vielen Fällen rechnet sich die Investition vor einem Verkauf – insbesondere, wenn das Objekt nicht nur in die Jahre gekommen, sondern zusätzlich noch schadstoffbelastet ist. Krämer: „Renovierte Häuser verkaufen sich in der Regel schneller und erzielen höhere Erlöse.“ Hunderttausende Gebäude aus der Nachkriegszeit sind noch belastet. Zuschüsse und günstige Darlehen helfen jetzt beim Austausch von asbesthaltigen Faserzementplatten durch Naturschiefer.
Asbestdächer drücken den Immobilienwert
Klassische Käufer einer Gebraucht-Immobilie lieben einen gepflegten Eindruck, bevorzugen saubere und modernisierte Häuser – und möchten möglichst schnell und ohne großen Aufwand ins neue Heim einziehen. „Eine attraktive Immobilie lässt sich in der Regel viel leichter zum Bestpreis verkaufen“, weiß Immobilienexperte Krämer aus Erfahrung. Vor allem Besitzer von Altimmobilien mit Asbestbelastung werden sich in Zukunft immer schwerer tun, Interessenten zu finden: „Algen, Flechten, Moose und abgewitterte Platten auf dem Dach schrecken potentielle Kunden ab.“ Dazu kommt die Verpflichtung für Verkäufer, auf die Asbestbelastung aufmerksam zu machen, „was mit ziemlicher Sicherheit zu einem deutlichen Preisabschlag führt,“ stellt der Experte nüchtern fest. Wird eine Asbestbelastung verschwiegen, kann der Käufer sogar komplett vom Vertrag zurücktreten. Wer sich unsicher ist, ob asbesthaltige Faserzementplatten auf Dächern, an Kaminen oder Ortgängen verbaut wurden, für den hat Hans-Peter Eiserloh, Dozent am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks und seit mehr als 20 Jahren Experte für den Abbruch von Asbestzement-Produkten, eine einfache Faustregel: „Bei allen Gebäuden, die vor 1991 mit Faserzementplatten bekleidet wurden, kann man von einer Asbestbelastung ausgehen.“
Vor allem im so genannten Schiefergürtel (dazu zählen weite Teile von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland und Thüringen) wurden bis zum Asbest-Verbot viele Dächer mit asbesthaltigen Faserzementplatten gedeckt. Kommen diese Platten in die Jahre, setzen Witterungseinflüsse dem Material teilweise so stark zu, dass sich gefährliche Fasern lösen und in die Atemluft gelangen können. Die Gefahr wächst mit dem Alter des Hauses – und viele bis in die 90er Jahre mit Asbestzement eingedeckte Dächer haben durch verstärkte Umwelteinflüsse längst ihre individuelle Haltbarkeitsgrenze überschritten. „Deshalb gehört die Sanierung von asbestbelasteten Dächern in Verbindung mit einer guten Dämmung sicherlich zu den Maßnahmen, die sich immer rechnen“, betonen auch Andreas Jäger und Frank Rummel, Geschäftsleiter bei Rathscheck Schiefer.
Nach einer Analyse des renommierten Schieferproduzenten aus Mayen/Eifel ist in vielen west- und ostdeutschen Neubaugebieten der 60er, 70er und 80er Jahre vermutlich jedes zweite Haus belastet – viele davon mit asbesthaltigen Dach- und Fassadenplatten, viele aber auch mit asbesthaltigen Böden, Bauplatten, Klebern oder Rohren. Insgesamt gehen die Fachleute in Gesamtdeutschland von mehr als 80 000 Dach-Sanierungsfällen pro Jahr aus. Eine Studie des Bundesamtes für Bauwesen listet insgesamt 1,4 Milliarden Quadratmeter Altlasten an Asbestflächen auf, die in den kommenden Jahrzehnten ausgetauscht werden müssen. Gestützt wird die Veröffentlichung auch durch eine aktuelle regionale Stichprobe: Studenten der Hochschule Koblenz nahmen in 13 Städten und Gemeinden am Rhein, an der Mosel und in der Eifel mehr als 1500 Häuser in Augenschein – „bei rund einem Drittel besteht Sanierungsbedarf“, fasst Professor Ulof Rückert, Prodekan des Fachbereichs Bauwesen, zusammen.
Erst mit dem endgültigen Verbot im Jahre 1993 wurde Asbest in Dachplatten durch Kunststoff-Fasern ersetzt – aber auch diese Dächer kommen jetzt bereits in die Jahre. „Eigentümer, die den Verkauf ihrer Immobilie langfristig planen, haben ganz klare Vorteile,“ ergänzt Frank Rummel, „für sie lohnt es sich in Zeiten von umfangreichen Förderprogrammen und niedrigen Zinsen in energiesparendes und gesundes Wohnen zu investieren: Sie fühlen sich selbst noch einige Jahre wohl unter ihrem sanierten Dach, sparen Geld für Strom, Öl oder Gas – und steigern dauerhaft den Verkaufswert ihres Hauses.“ Schiefer ist ein reines Naturprodukt, 400 Millionen Jahre alt und gilt als eines der haltbarsten Bedachungsmaterialien. In Relation zur Langlebigkeit ist das harte Urgestein sogar günstiger als viele künstlich hergestellte Bauprodukte, bei der Asbestsanierung hat es sogar enorme Vorteile: In vielen Fällen kann die Unterkonstruktion der Dächer kostensparend erhalten bleiben.
Förderprogramme erleichtern Finanzierung
Für die Sanierung von Asbest- und Faserzementdächern hat Rathscheck ein Förder- und Zuschussprogramm aufgelegt. Von der Volksbank RheinAhrEifel erhalten Sanierer ein zinsgünstiges Sanierungs-Darlehen. Bei einer beispielhaft angenommenen Kreditsumme von 25 000 Euro kostet ein neues Schieferdach 227,05 Euro pro Monat – und ist nach 10 Jahren komplett bezahlt. „Zusätzlich“, rät Finanzierungsexperte Björn Krämer, „können Zuschüsse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt werden.“ Ferner stehen mehr als 1000 regionale Förderprogramme Bauherren bei der Dachsanierung finanziell zu Seite, ergänzt Martin Kutschka von der Fördermitteldatenbank febis. In Einzelfällen ließen sich bei der geschickten Kombination verschiedener Förderangebote sogar mehr als 15 000 Euro Zuschuss pro Sanierung realisieren.
Infos: Rathscheck Schiefer, Postfach 1752, 56707 Mayen-Katzenberg, Telefon 02651/955110, www.schiefer.de