Auf vielen Häusern lastet in Deuschland noch Asbest – und auf den Besitzern häufig die bange Frage: Wann wird es wirklich gefährlich? Oder: Wie erkenne ich überhaupt ein Asbestdach? Dachdeckermeister Andreas Harnacke gibt wichtige Antworten rund um das Thema.
Wann wird ein Asbestdach gefährlich?
Asbest wird nach Definition des Umweltbundesamtes dann zur Gefahr, wenn Fasern freigesetzt und eingeatmet werden. Sind beispielsweise asbesthaltige Dachplatten beschädigt oder gebrochen oder finden sich Asbestfasern in der Dachrinne, besteht in der Regel Handlungsbedarf.
Wie erkenne ich ein Asbestdach?
Es gibt Asbesttests, die teils 100 Euro oder mehr kosten. Die kann man sich sparen, wenn man weiß, ob das Dach vor dem 31. Oktober 1993 gedeckt wurde. Hier kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von asbesthaltigen Dachplatten ausgehen. Nicht ganz eindeutig zuordenbar sind die Baujahre 1994 und 1995 – da war Asbest bereits verboten, es durften aber noch Restbestände verarbeitet werden.
Wer darf ein Asbestdach entsorgen?
Das sollte man ausschließlich Fachfirmen überlassen, die über die nötige Zertifizierung nach der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 519) verfügen und die Schutzmaßnahmen entsprechend einhalten. Die Strafen für unsachgemäße Asbestbeseitigung sind hoch. Noch liegen die Deponiegebühren in den meisten Kommunen im vertretbaren Rahmen. Weil Deponieraum immer knapper wird, ist zu erwarten, dass Entsorgungen teurer werden.
Gibt es in Deutschland eine Verpflichtung Asbestdächer zu entfernen?
Nein. Im Gegensatz zu unseren Nachbarn in den Niederlanden – dort gibt es eine Übergangsfrist zur Zwangssanierung – entscheiden Hausbesitzer selbst, ob sie damit leben wollen. Aus gesundheitlichen Gründen ist die Entscheidung immer richtig. Mit einer nachhaltigen und energetischen Sanierung werden Immobilien zukunftsfähig. Dazu zählt der Einsatz von natürlichen und langlebigen Baustoffen, wie Schiefer, und die Nutzung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik. Denn irgendwann kommt jedes Asbestdach gefährlich in die Jahre.
*Andreas Harnacke ist Dachdeckermeister, Ausbilder, Prüfer der Handwerkskammer und zertifizierter Experte für Asbestabriss.